In diesem spannenden Beitrag unseres Gastautors Christian Conrad zum Thema unternehmerische Resilienz erfahren Sie was nötig ist, um Ihr Unternehmen vor negativen Auswirkungen der Pandemie abzuschirmen.

 

Das Thema Resilienz hat in den letzten Monaten der Pandemie sehr viel Aufmerksamkeit bekommen, insbesondere wenn es um persönliche Resilienz geht. Aber auch die unternehmerische Resilienz ist fast täglich in den Schlagzeilen, wenn große Unternehmen und Konzerne binnen Wochen ins Straucheln geraten. Zwei Fragen drängen sich in diesem Zusammenhang auf:

    1. Was zeichnet Unternehmen aus, die gut durch diese und andere Krisen kommen?

    2. Wie können Unternehmen konkret ihre Resilienz steigern?

 

Frage 1: Was zeichnet Unternehmen aus, die gut durch diese und andere Krisen kommen?

Nehmen wir als Bild den menschlichen Körper. Körperlich resilient sind Menschen, deren Körperfunktionen nicht eingeschränkt sind, die ein starkes Immunsystem haben und gleichzeitig über mentale Stärke verfügen. Übertragen wir das auf Unternehmen, dann sind Grundvoraussetzungen für unternehmerische Resilienz, dass die Organisation stabil ist, Kerngeschäftsprozesse funktionieren, die Systeme intakt sind und – ganz entscheidend – dass genügend Blut im Kreislauf vorhanden ist, sprich, dass das Unternehmen über ausreichend Cashflow verfügt. Im Englischen spricht man davon, wie lang die „runway“ ist – also die Zeit, die ein Unternehmen ohne positiven Cashflow durchstehen kann, seine Fixkosten („burnrate“) tragen kann, ohne insolvent zu gehen. Je länger diese „runway“, desto krisenfester, sprich resilienter ist das Unternehmen. Ich kenne mittelständische Unternehmen, mit mehreren hundert Mitarbeitern, die über 12 Monate durchhalten könnten, auch wenn in dieser Zeit kein Geld reinkäme. Umgekehrt zeigen Beispiele von Konzernen in stark betroffenen Branchen, (z.B. Reisebranche – Lufthansa, TUI) dass selbst sehr große Organisationen relativ schnell an ihre Grenzen kommen, was den Cashbedarf angeht.

Das zweite Merkmal resilienter Unternehmen (das mit der mentalen Stärke von Menschen vergleichbar ist) ist ihre Unternehmenskultur. Resiliente Unternehmen haben eine magnetische Unternehmenskultur, sprich eine Kultur, die die idealen Kunden und Mitarbeiter (aber auch andere passende Stakeholder) anzieht und hält. Magnetische Unternehmenskulturen zeichnen sich vor allem durch zwei Eigenschaften aus: 1. ein hohes Vertrauensniveau innerhalb der Organisation zwischen den verschiedenen Anspruchsgruppen und 2. eine stark ausgeprägte Agilität. Damit meine ich die Fähigkeit zur effektiven Umsetzung und dabei gleichzeitig in komplexen oder sogar chaotischen Situationen schnell zu agieren und veränderte Umfeldbedingungen wirksam zu adaptieren.

 

Frage 2: Was können Unternehmen konkret tun, um ihre unternehmerische Resilienz zu steigern?

1. Focus auf den Cashflow: Ist die Krise erst da, machen das sicherlich fast alle Unternehmen, um ihr Überleben zu sichern. Staatliche Hilfen schaffen fallweise Überbrückung, gleichen aber eher Bluttransfusionen bei Unfallopfern. Die Resilienz nachhaltig zu stärken ist ein langfristiges Projekt im Anschluss an die Krise und dies verlangt nicht selten ein fundamentales Umdenken sowie die Entwicklung eines nachhaltigeren Geschäftsmodells.

2. Stärkung der Unternehmenskultur: Vier Schritte helfen, den Weg durch und aus der Krise zu finden und gleichzeitig die Unternehmenskultur nachhaltig zu stärken:

Schritt 1 – Standortbestimmung, um ein realistisches Bild des Status Quo zu erhalten. In der Regel bedeutet das, eine Mitarbeiterbefragung durchzuführen und sich HR-KPIs genauer anzusehen.

Schritt 2– Zielbild entwickeln und die „Soll-Kultur“ definieren.

Schritt 3: Transformation – den Veränderungsprozess operativ gestalten und die gesamte Organisation mitnehmen.

Schritt 4: Evolution – die kontinuierliche Entwicklung sicherstellen.

 

Fazit:

Die Pandemie bietet enorme Chancen für die Entwicklung beider Elemente von Resilienz und damit hin zu mehr unternehmerischer Nachhaltigkeit, denn die Bereitschaft für Veränderung ist jetzt sehr hoch. Nur über das Pro und Contra von Home-Office zu diskutieren wird für eine Steigerung unternehmerischer Resilienz nicht ausreichen. Aktuell sind Menschen bereit, die Dinge anders zu denken und zu machen, und zwar auch diejenigen, die Veränderungen vorher eher abgelehnt haben. Doch das Zeitfenster wird sich relativ schnell wieder schließen und zwar dann, wenn wir uns an die veränderten Gegebenheiten gewöhnt haben und sich ein „neues Normal“ eingestellt hat. Die nächsten 12 Monate werden darüber entscheiden, ob Unternehmen nachhaltig gestärkt oder geschwächt durch die Krise kommen.

 

Über den Autor Christian Conrad

 

Vor der Karriere als Business Couch war Dipl. Volksw. Christian Conrad über elf Jahre im Marketing eines internationalen Konsumgüterkonzerns tätig. Zuletzt verantwortete er dort als Marketingdirektor und Teil der Geschäftsleitung die DACH- Region. Mit der Gründung seiner Unternehmensberatung mit Fokus auf Nachhaltigkeit wurde er zum Unternehmer und  Dienstleister. Mehr als zehn Jahre lang begleitete er große nationale und internationale Unternehmen bei der Entwicklung von Nachhaltigkeitsstrategien. Mittlerweile ist Christian Conrad als Moderator, Coach und Redner gefragt und internationaler Autor einiger Werke zum Thema nachhaltige Unternehmenskultur. In seiner Freizeit verbindet er seine Leidenschaft für das Reisen und die Familie. Dann besucht er seine Kinder auf Weltreisen oder springt als Wim-Hof-Instructor ins kalte Nass.


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